Die Kunst des Stickens kam über China und Indien im frühen Mittelalter auch nach Europa. Die Chinesen hatten es vor allem mit der Seidenstickerei zur Kunst gemacht, die bald auch an den europäischen Höfen und in Kirchen nachgeahmt wurde.

Allerdings war Seide sehr teuer und eher selten zu sehen. Überliefert sind heute vor allem Stickereien aus den Kirchen. Hier wurden Altardecken und andere Stoffe mit Borten verziert, die wiederum mit Stickereien versehen waren. Auch Gewänder der Priester, Bischöfe und Kardinäle wiesen bereits im Mittelalter kunstvolle Stickereien auf.

Kunstvolle Stickereien aus Italien

Zwei Kunstformen der Stickerei gewannen besonders an Bedeutung: Die angelsächsische Stickerei und die italienische Stickkunst. Beide hatten ihre eigenen Signaturen, aus Italien sind sogar Gewänder von Kaisern überliefert, die aufwendig bestickt waren. Als Motive dienten zum einen religiöse Vorbilder, aber auch Geschichten aus den Kreuzzügen und anderen Heldentaten. Im Hochmittelalter wurde auch in Deutschland die Stickerei entscheidend verbessert. Es gab klare Motive, die mit viele Liebe und Arbeit gefertigt wurden.

Stickereien wurde fast ausschließlich von Frauen angefertigt. Am Hofe galt es sogar als schicklich, wenn adlige Frauen Stickarbeiten machten. Die meisten Stickereien wurden aber von weiblichen Bediensteten gemacht.

Das Sticken hatte im Mittelalter eine große Bedeutung. Es war nicht nur eine Verzierung, sondern auch ein Statussymbol und gab einem Kleidungsstück eine gewisse Originalität und Besonderheit. Im späten Mittelalter schwand das Interesse an den feinen Stickarbeiten etwas.

Als Material wurde oftmals Wolle genommen, weil diese sich am einfachsten einfärben ließ. Man stickte auf Leinen oder anderen Materialien. Im Laufe der Zeit entwickelten sich verschiedene Stichverfahren: Es gab den Flachstich, den Klosterstich, den Stielstich und natürlich den Kreuzstich. Die deutschen Stickereien zeichneten sich vor allem durch geometrische Muster aus, die kunstvoll angeordnet waren. Man fand diese Muster sowohl in Decken- und Wandbehängen als auch in Mänteln, Bordüren und Tischdecken in den Häusern des gehobenen Bürgertums.